Volkstrauertag: SPD wirft Oliver Vogt Populismus vor

Volkstrauertag: SPD wirft Oliver Vogt Populismus vor

Das Thema lastet schwer auf Hofheims Kommunalpolitik: Bei der offiziellen Gedenkfeier am Volkstrauertag hielt in Wallau der stellvertretende Ortsvorsteher Oliver Vogt eine Ansprache. Darin übte er Kritik am Bildungswesen und an der Gewichtung bestimmter gesellschaftlicher Themen, außerdem sprach er von zunehmenden „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ in Städten und Gemeinden. Jetzt meldet sich die SPD zu Wort und distanziert sich deutlich.

Gut zwei Dutzend Zuhörer waren bei der Gedenkfeier zugegen, Wallau Online filmte sie und stellte das Video ins Internet. Die Grünen empörten sich über die Vogt-Rede, die Hofheim-News berichteten exklusiv – und plötzlich herrschte allenthalben Aufregung und Entsetzen. Die Stadtspitze distanzierte sich, die Kirche auch.

Koall Populismus
Cornelia Koall

Jetzt tagte der Ortsbeirat. Vogt – er gehört der Freien Wählergemeinschaft (FWG) an – kam nicht. Cornelia Koall, die dem Gremium für die SPD angehört, gab in der Sitzung eine persönliche Erklärung ab, die sie den Hofheim-News übermittelte. Wir dokumentieren sie in Auszügen:

„Gern hätten wir dem stellvertretenden Ortsvorsteher Oliver Vogt die Gelegenheit gegeben, eine Stellungnahme abzugeben, sich eventuell zu entschuldigen oder sich wenigstens zu erklären. Leider ist er heute Abend nicht anwesend.

An dieser Stelle zur Klarstellung: Hier geht es nicht um persönliche Angriffe; hier geht es um den Inhalt und ganz besonders die Sprache seiner Rede!

Denn wenn Sprache Angst schürt, ausgrenzt und die Vielfalt der Interessen und Ideen homogenisiert, dann handelt es sich nach Ekkehard Felder, Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Heidelberg, um Populismus (…) Diesen Populismus finden wir auch in dieser Rede, und deshalb verwahren uns als SPD auch deutlich dagegen.

Nicht jeder hat die Gelegenheit, an einem solch bedeutenden Tag zu sprechen. Das ist nicht nur ein großes Privileg, sondern auch eine sehr große Verantwortung.

Und sehr wohl spricht eine Ortsvorsteherin oder ihr Stellvertreter nicht nur für die Bürgerschaft des Ortes, sondern auch für den Ortsbeirat – in diesem Fall ist er keine Privatperson!

Derjenige hat die Aufgabe, Gedenken an die Vergangenheit mit Mahnung und der Zukunft zu verbinden. Und der Volkstrauertag soll daran erinnern, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist. Daran müssen wir täglich arbeiten – durch Dialog, Verständigung, Versöhnung und ganz wichtig, den Mut, Vorurteilen, Ausgrenzung, Hass und Hetze entschieden entgegenzutreten.

Das haben wir leider in der Rede des stellvertretenden Ortsvorstehers nicht finden können.

Wer beklagt, dass junge Menschen nicht ausreichend für Geschichte sensibilisiert sind, sollte nicht mit kruden Vokabeln aus der dunkelsten Vergangenheit das Bildungssystem kritisieren. Der sollte sich erstens einmal ausreichend informieren, ob das überhaupt zutrifft und zweitens sich vielleicht dafür engagieren, wie man das verbessern könnte.

Vielleicht kann sich der neue Ortsbeirat damit mal beschäftigen, und man könnte gemeinsam mit anderen Institutionen wie bspw. der Kirche, mit Vereinen wie die Jugendfeuerwehr und anderen interessierten Bürgern überlegen, wie man die jüngere Generation für dieses wichtige Thema interessieren könnte.

Wenn man beklagt, dass an solch einem Tag wie dem Volkstrauertag die Menschen den Weg zum Friedhof nicht mehr finden, dann ist es vielleicht Zeit, sich zu überlegen, wie man traditionelle Gedenkformen durch neue auch interaktive Formate wie Gedenkspaziergänge, Friedenssteine oder andere Projekte ergänzen könnte.“


Unser Bild oben zeigt einen Screenshot aus dem Video, das „Wallau Online“ ins Netz stellte. Oliver Vogt legte Maria Ellermann einen Kranz nieder, Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr Wallau halten Ehrenwache.


Quelle: SPD Hofheim

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