Falken-Attrappe abgelehnt – Magistrat: Zu riskant für Mensch und Stromleitung
Der Kampf gegen die Taubenplage in Hofheim läuft – gelinde gesagt – nicht rund. Das groß angekündigte Taubenhotel des Magistrats? Liegt tief und ungestört in einer Schublade. Die Plastiktauben, die rund ums Rathaus aufgestellt wurden, um den gefiederten Eindringlingen Einhalt zu gebieten? Kamen, sahen, wirkten nicht – und wurden letztens abgebaut. Am Mittwochabend wurde nun im Ortsbeirat Kernstadt still und leise eine weitere Anti-Tauben-Maßnahme beerdigt. Die offizielle Begründung liest sich teils amüsant, teils geradezu absurd – sie wurde offenbar von einer KI verfasst. Der Bericht darüber kommt kaum ohne eine Prise Satire aus:
Es klang wie eine Idee aus dem politischen Überraschungsei: Die Hofheimer FDP schlug vor, im Zentrum der Kreisstadt eine Falken-Attrappe an einer langen Rute aufzuhängen, um die Taubenplage zu bekämpfen.
Es war zunächst nur ein Gedanke – aber die Stadtverwaltung musste sich dann doch damit befassen. Denn die Liberalen hatten ihren Vorschlag im Ortsbeirat Kernstadt eingebracht, der ihn umgehend an den Magistrat weiterleitete: Geprüft werden sollte eine Falken-Attrappe für den Parkplatz Am Untertor, möglicherweise auch ein weiteres Exemplar für den Ambetbrunnen.
Das war vor genau einem Jahr. Nun hat der Magistrat das Ergebnis seiner Prüfung vorgelegt, das letztens in der Sitzung des Ortsbeirates verlesen wurde.
In der Kurzfassung: Vorschlag abgelehnt.
Die Langfassung füllt mehr als eine DIN-A4-Seite und liest sich, als hätte man im Rathaus eine Künstliche Intelligenz mit dem Befehl „Bitte einmal Bürokratie – aber mit epischer Dramaturgie!“ gefüttert. Und die KI hätte sich gedacht: „Challenge accepted!“
Solche Vogelattrappen, heißt es in dem Schreiben des Magistrats, müssten an langen oder flexiblen Metallstangen, Halterungen oder Drähten befestigt werden. Da es sich um stark frequentierte öffentliche Bereiche handelt, müssten sie „stand- und vor allem diebstahlsicher im Boden verankert werden, um unbefugten Zugriff zu verhindern.“
Übersetzt heißt das: Plastikfalken nur mit Schwerlast-Beton, Kameras und Sicherheitsdienst. Also ein echtes Prestigeprojekt für den städtischen Bürokratiezirkus. „Dies ist nicht ohne erheblichen finanziellen Aufwand möglich“, erkennt der Magistrat richtig.
Fazit: zurück in die Schublade.
Soweit nachvollziehbar. Aber dann nimmt die Fantasie Fahrt auf:
Laut Magistratsbericht könnten die Attrappen, falls sie nicht fest installiert sind, „bei Wind oder Vandalismus herunterfallen und Passanten oder Kinder verletzen“. Noch gefährlicher: „Bei Kontakt mit elektrischen Leitungen können sie zudem Stromschläge oder Kurzschlüsse verursachen.“

Und es geht noch weiter: „Weiterhin bestehen Risiken einer mechanischen Verletzungsgefahr sowie eine mögliche Nutzung als Waffe in einer Auseinandersetzung.“
Die Falken-Attrappe als Waffe? Harmlosen Passanten droht Gefahr, weil plötzlich jemand wild mit einem Plastikvogel fuchtelt: Das ist ein Bild, das sich nicht mehr so leicht aus dem Kopf entfernen lässt. Passend dazu der folgenschwere Satz des Magistrats: „Wird eine Attrappe als Waffe verwendet oder verursacht sie eine Verletzung, drohen zivilrechtliche Schadensersatzforderungen und strafrechtliche Konsequenzen.“
Die Botschaft soll wohl lauten: Der wahre Feind sind nicht die Tauben – es ist die Falken-Attrappe.
Zur Krönung wird noch festgestellt, dass die Wirksamkeit ohnehin gering sei. Selbst eine bewegliche Attrappe müsse regelmäßig ihren Standort ändern, „um den Eindruck einer echten, aktiven Bedrohung aufrechtzuerhalten“. Wir stellen uns das vor: ein städtischer Mitarbeiter, Woche für Woche tapfer durch die Innenstadt marschierend, den Plastikfalken unter dem Arm, um den Tauben Angst einzujagen…
Am Ende also: Die Tauben machen weiter, wie sie wollen – und der Plastik-Falke bleibt nur so eine Polit-Idee. Stromschläge, Verletzungen und Klagen ausgeschlossen.
Die Lehre? Manchmal ist es sicherer, den echten Vögeln zuzuschauen, als städtische Mitarbeiter beim epischen Kampf gegen imaginäre Falken zu beschäftigen.
Und seien wir ehrlich: Die Tauben? Die lachen vermutlich schon über das ganze Hofheimer Tauben-Theater.
Quelle: HN/TR

