Für Top-Gehalt: Bürgermeister Schultze holt sich Persönliche Referentin

„Die rechte Hand des Bürgermeisters“ – so lautet eine Überschrift in der neuen Ausgabe des Kreisblatts (erscheint an diesem Donnerstag, 23.10.25). Demnach möchte Wilhelm Schultze, der im März zum Bürgermeister gewählt wurde und seit Anfang September im Amt ist, eine Persönliche Referentin einstellen. Die Ausschreibung sei zwar beendet, schreibt das Kreisblatt weiter, aber das Besetzungsverfahren noch nicht abgeschlossen. „Wer die Schlüsselposition erhält, ist noch nicht klar.“
Letzteres stimmt nicht. Die wichtige Rathaus-Stelle ist längst vergeben – die Hofheim-News kennen alle Details:
Wilhelm Schultze hatte vor seinem Wechsel ins Hofheimer Rathauses in der Hattersheimer Stadtverwaltung gearbeitet. Von dort holt er sich jetzt Melani Radovic, die auf Internetseiten angibt, dass sie seit Januar 2020 die Fachbereichsleitung „Organisation“ im Hattersheimer Rathaus innehat.
Zum 1. November soll sie in Hofheim anfangen. Und sie wird hier sehr gut entlohnt. Laut internen Rathausunterlagen soll Melani Radovic ein Bruttogehalt von rund 7.550 Euro pro Monat erhalten.

Mit dieser Personalie holt sich Schultze nicht nur eine Vertraute in sein Büro. Er hebelt zugleich eine Entscheidung der Stadtverordneten aus, die beim Rathauspersonal hatten sparen wollen. Die Minderheitskoalition aus CDU, FDP und FWG hatte Mitte dieses Jahres mit den Stimmen der Linken durchgesetzt, dass die Stelle des Beigeordneten erst einmal nicht neu besetzt werden soll. SPD-Mann Bernhard Köppler scheidet Ende Oktober aus seinem Amt als Stadtrat aus. Am Sonntag wird er mit einem Empfang in der Stadtbücherei verabschiedet. In der Einladung heißt es, man wolle „Herrn Köppler für sein Engagement in den vergangenen sechs Jahren danken und ihm alles Gute für seine Zukunft wünschen“.
Ein Beigeordneter im Rathaus weniger – dafür eine gut dotierte Persönliche Referentin des Bürgermeisters mehr: Das von den Stadtpolitikern errechnete Einsparpotenzial dürfte damit gen Null gesunken sein. Zumal da jetzt ein hochdotierter Beamter in der Spitze der Stadtverwaltung sitzt, der mit Schultzes Personal-Entscheidung faktisch entmachtet wurde:
Der bisherige CDU-Bürgermeister Christian Vogt hatte sich als „rechte Hand“ Marc Schlüter aus einem Wiesbadener Ministerium geholt. Er machte den Mann zum Leiter des Fachbereichs „Zentrales“ und ernannte ihn später per Verfügung zum „Büroleitenden Beamten“. Jetzt darf Schlüter, der den Top-Titel „Leitende Magistratsdirektor“ trägt, nur noch „Zentrales“ leiten.
Und statt Schlüter soll künftig die neue Frau „die Leitung des neu geschaffenen Büros des Bürgermeisters“ organisieren, wie Rathaussprecher Jonathan Vorrath sagte. Gegenüber dem Kreisblatt versicherte er, dass es „selbstverständlich“ eine öffentliche Ausschreibung des Postens gegeben habe.
Er verriet der Zeitung nicht, dass alles schon entschieden sei. Was für ein Zufall: Melani Radovic, die Hofheims Bürgermeister aus seiner Zeit als Mitarbeiter der Hattersheimer Wirtschaftsförderung kennt, konnte alle Anforderungen erfüllen, die Schultze in der Ausschreibung angegeben hatte.
Der Magistrat hat die Personalie bereits abgenickt.
Quelle: HN