„Bürgermeister zockt Senioren ab“: CDU-Attacke gegen Wilhelm Schultze
Vor einer Woche kündigten die Hofheim-News die Weihnachtsfeier für Seniorinnen und Senioren in der Stadthalle an. Ausgerechnet diese beschauliche Veranstaltung sorgt jetzt für gereizte politische Stimmung in der Kreisstadt: Die Hofheimer CDU greift Bürgermeister Wilhelm Schultze in ungewöhnlich scharfem Ton an.
„Große Weihnachtsfeier für alle Hofheimer Senioren“ – so lautete die Mitteilung der Stadtverwaltung, die wir am 17. November veröffentlichten (hier). Für ältere Mitbürger soll es am 9. Dezember ein vorweihnachtliches Unterhaltungsprogramm in der Stadthalle geben – mit Kaffee, Kuchen und einem Eintrittspreis von fünf Euro. Bürgermeister Wilhelm Schultze von der Wählergemeinschaft „Bürger für Hofheim“ (BfH), der erst seit knapp drei Monaten im Amt ist, soll Grußworte sprechen.
Fünf Euro sind für manche ein symbolischer Betrag, für andere Anlass genug, den politischen Schlagabtausch zu eröffnen.
In der Nacht zum Montag verbreitete die CDU-Stadtpartei (Vorsitzender: Jens Fleck) über ihre digitalen Kanäle die Forderung: „Die Senioren-Weihnachtsfeier muss kostenfrei bleiben.“ Dazu veröffentlichte die Partei den provokanten Satz: „Bürgermeister zockt Senioren ab.“ Zwar wird im angehängten Halbsatz betont, dass man eine solche Schlagzeile eigentlich nicht lesen wolle und deshalb Fragen an das Rathaus stelle – dennoch blieb der Vorwurf im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Inzwischen hat CDU-Fraktionschef Armin Thaler einen Fragenkatalog ans Rathaus geschickt. Er bemängelt nicht nur den Eintrittspreis, sondern auch die fehlende Einladung für den Stadtverordnetenvorsteher – ein Ritual, das unter früheren Bürgermeistern wohl zur Tradition gehörte. „Seit den Zeiten von Bürgermeister Felix war es guter Brauch, dass der Stadtverordnetenvorsteher ebenfalls zur Seniorenweihnachtsfeier eingeladen und um ein kurzes Grußwort gebeten wurde. Warum ist dies unter Bürgermeister Wilhelm Schultze nicht mehr der Fall?“
In Thalers Fragenkatalog wie auch auf Facebook wird der Kreis der vermeintlich Ausgegrenzten noch deutlich ausgeweitet: „Warum wurden die Stadtverordneten nicht – wie früher üblich – offiziell eingeladen?“ Unklar bleibt bei dieser Formulierung, ob die CDU einen kostenlosen Eintritt für alle Kommunalpolitiker einfordert – oder nur für jene, die selbst bereits im Seniorenalter sind.
Im Rathaus heißt es unterdessen, die Einladungen seien längst geschrieben und lägen bei der Post.
Warum dann nur die ganze Aufregung? Wirklich wegen 5 Euro Eintrittspreis? In ihrem Statement auf Facebook und Instagram versichert die CDU: „Transparenz, Fairness und Wertschätzung gegenüber unseren älteren Mitbürgern haben für uns Priorität.“
Ob das jedoch der wahre Grund für die emotionale Debatte ist? Fraglich.
Ein paar Fakten können zur Einordnung beitragen.
Senioren-Feier wird zum Gradmesser für die Wahl 2026
Wir müssen dazu kurz zurückblenden: Viele Jahre regierte mit Gisela Stang eine SPD-Bürgermeisterin in Hofheim. Als sie 2019 nicht wieder kandidierte, konnte die CDU das Rathaus übernehmen – und setzte sofort durch, dass Senioren für die Weihnachtsfeier nichts zahlen mussten. Das Protokoll des Seniorenbeirats von 2019 hält fest: Der Eintrittspreis von fünf Euro sollte eigentlich bestehen bleiben, wurde dann aber „dank des hartnäckigen Einsatzes“ von Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler (CDU) aufgehoben. Und man bedankte sich „bei Herrn Bürgermeister Vogt, der die sofortige Aufhebung des Eintrittsgeldes ermöglichte“.
Sechs Jahre später, im März dieses Jahres, wurde der CDU-Bürgermeister nach nur einer Amtsperiode abgewählt. Wilhelm „Willi“ Schultze von den „Bürgern für Hofheim“ galt für die meisten Hofheimerinnen und Hofheimer als die überzeugendere Alternative.
Inzwischen ist durchgesickert, dass die Stadt Hofheim, die 2019 noch über prall gefüllte Kassen verfügte, heute am Rand der Pleite steht. Schuld daran sollen nicht nur die Bundes- und Landespolitik sein, sondern auch schwer nachvollziehbare Entscheidungen des CDU-geführten Rathauses.

Mitte Dezember wird Wilhelm Schultze seinen Entwurf für den Haushalt 2026 im Stadtparlament vorstellen. Es heißt, noch immer werde fieberhaft nach Einsparpotenzial in der ganzen Stadt gesucht – und ebenso nach Möglichkeiten, mehr Geld einzunehmen. Die städtischen Gebühren müssten wahrscheinlich deutlich erhöht werden. Auch sollen die Bürger im nächsten Jahr bei den Steuern – insbesondere bei der Grundsteuer – verstärkt zur Kasse gebeten werden.
Vor diesem Hintergrund klingt die CDU-Forderung „Eine städtische Seniorenweihnachtsfeier muss für alle kostenfrei bleiben“ schwer nachvollziehbar – zumal Hofheimerinnen und Hofheimer mit geringem Einkommen ohnehin gratis teilnehmen können.
Und so lässt sich hinter der emotional geführten Debatte ein ganz anderes Motiv vermuten: In vier Monaten, am 15. März 2026, finden Kommunalwahlen statt. Die CDU versucht bereits, Wähler zu mobilisieren, um wenigstens noch eine Koalitionsmehrheit im Stadtparlament zu erreichen.
Die Seniorenweihnachtsfeier ist damit mehr als ein gesellschaftliches Ereignis: Sie wird zu einem Gradmesser für die künftigen Machtverhältnisse im Stadtparlament.
Quelle: CDU Hofheim / HN


