Musikschule in finanzieller Schieflage – Stadt soll Zuschuss verdoppeln
Der Musikschule Hofheim droht die Zahlungsunfähigkeit. Das Defizit soll sich bereits auf rund 6.000 Euro belaufen – jeden Monat. Um den Fortbestand der Schule zu sichern, müsse die Stadt ihren jährlichen Zuschuss deutlich erhöhen, so Geschäftsführer Sven Müller-Laupert.
Die Nachricht platzte an diesem Mttwochabend in den Haupt- und Finanzausschuss. Müller-Laupert legte dort einen „Sachstandsbericht“ vor: In aller Ausführlichkeit erklärte er zunächst den öffentlichen Bildungsauftrag seiner Schule und lobte ihren breitgefächerten Beitrag zur kulturellen Daseinsvorsorge in leuchtenden Farben.
Dann der abrupte Übergang in die graue Realität: Der Musikschule droht die Insolvenz. Müller-Laupert skizzierte die wirtschaftliche Lage nur in groben Zügen, machte jedoch deutlich, dass Hofheim im Vergleich zu anderen hessischen Kommunen deutlich schlechter dasteht. Während Musikschulen in Hessen im Durchschnitt rund 56 Prozent ihrer Kosten durch Unterrichtseinnahmen decken, liegt dieser Anteil in Hofheim bei etwa 70 Prozent. Die kommunale Förderung beträgt landesweit im Mittel rund 29 Prozent – in Hofheim hingegen nur etwa 11 Prozent.
Ein wesentlicher Auslöser der aktuellen Finanzkrise ist ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2022. Demnach dürfen Musikschulen freiberufliche Lehrkräfte nicht länger sozialversicherungsfrei beschäftigen, sondern müssen sie fest anstellen. In Hofheim wurde diese Vorgabe im September 2024 umgesetzt – mit spürbaren Folgen: Die Personal- und Verwaltungskosten stiegen dauerhaft an.
Konkrete Einsparvorschläge hatte der Geschäftsführer nicht im Gepäch. Sein Lösungsvorschlag war relativ simpel: Für das kommende Jahr sei bereits eine Anhebung der Unterrichtsentgelte um durchschnittlich 15 Prozent vorgesehen. Zugleich müsse die Stadt, die gemeinsam mit dem Volksbildungsverein Hofheim Gesellschafterin der Musikschule Hofheim gGmbH ist, ihren finanziellen Beitrag erhöhen, und zwar dringend. Müller-Laupert forderte eine Verdopplung des städtischen Zuschusses von derzeit 75.000 Euro auf mindestens 150.000 Euro jährlich. Nur so könne die Musikschule ein ausgeglichenes Jahresergebnis erzielen. „Ohne diese Unterstützung sind wir im kommenden Jahr zahlungsunfähig“, so der Geschäftsführer.
Musikschule: Stadtverordnete wollen mehr Transparenz
Die Forderung sorgte im Ausschuss für spürbare Unruhe. Zwar unterstrichen die Stadtverordneten einhellig die große Bedeutung der Musikschule für das kulturelle Leben in Hofheim, doch blieben kritische Nachfragen zur Informationspolitik der Geschäftsführung nicht aus. Die finanzielle Schieflage habe sich schließlich über Monate hinweg abgezeichnet – weshalb, so die Frage, werde die Politik erst jetzt darüber in Kenntnis gesetzt?
Zudem erkundigten sich einzelne Mitglieder vorsichtig, welchen Beitrag die Musikschule selbst leisten wolle, um ihre Lage zu verbessern. Und dann wurde auch auf die angespannte Finanzsituation der Stadt hingewiesen. Angesichts knapper Haushaltsmittel und drohender Steuer- oder Gebührenerhöhungen sei fraglich, ob eine Aufstockung des städtischen Zuschusses kurzfristig überhaupt zu stemmen sei.
Die Stadtverordneten zeigten sich grundsätzlich bereit, die Musikschule zu unterstützen. Ausschussvorsitzender Armin Thaler regte an, ungenutzte Haushaltsmittel aus nicht realisierten Projekten – etwa für ein geplantes „Taubenhotel“ in Höhe von rund 100.000 Euro – zu prüfen und gegebenenfalls umzuschichten. Zugleich forderten die Mitglieder mehr Transparenz in der Kommunikation sowie detaillierte Informationen zum Wirtschaftsplan, zur Vergütungsstruktur und zum langfristigen Konzept der Einrichtung.
Am Rande kam auch die Frage der Unterbringung zur Sprache: Die Musikschule hat ihren Sitz im Pfälzer Hof am Verteilerring (siehe Bild oben). Unter Hofheims bisherigen Bürgermeister Vogt hatte man noch bis vor wenigen Monaten von einem Neubau an der Elisabethenstraße geträumt. Zuletzt brachte die FDP den Vorschlag ein, freiwerdende Räumlichkeiten der Kirche St. Bonifatius in Marxheim für die Musikschule zu nutzen – sofern die Kirchengemeinde sich davon trennen wolle. Immer wieder wird zudem die Idee eines dezentralen Unterrichts geäußert, der den Raumbedarf deutlich reduzieren könnte.
Bei diesem Thema dürfte es also noch erheblichen Diskussionsbedarf geben. Müller-Laupert wurde gebeten, zur nächsten Ausschusssitzung eine umfassende Darstellung der finanziellen Lage sowie seine Pläne zur künftigen Unterbringung der Musikschule vorzulegen.
Quelle: HN / TR

