Stadtparlament vor dem Endspurt: Eine Sitzung wie ein Wunschzettel
An diesem Mittwoch trifft sich das Stadtparlament Hofheim – und wer einen Blick auf die Tagesordnung wirft, könnte meinen, es stünde eine ganze Sitzungswoche bevor. Vier Seiten, 45 Punkte: So viel Stoff gab es lange nicht mehr. Dass Weihnachten naht und im März Kommunalwahlen stattfinden, ist dabei kaum Zufall.
Vor allem die kleinen Fraktionen FDP und FWG drehen kurz vor Schluss noch einmal kräftig auf. Fünf Jahre lang regierten sie mit der CDU und hielten sich in dieser Zeit eher zurück – schließlich saß ein CDU-Bürgermeister im Rathaus. Jetzt, mit neuem Stadtoberhaupt und nahenden Wahlen, präsentieren sie eine politische Wunschliste, die teils ambitioniert, teils skurril wirkt.
Die FDP möchte wissen, wie digital die Stadtverwaltung inzwischen arbeitet, und fordert eine genaue Quote der bereits online verfügbaren Leistungen. Auf ihrer Ideenliste stehen außerdem Abstellplätze für Lastenräder und Fahrräder mit Anhängern in allen Stadtteilen, dazu „wohnungsferne Gärten“ sowie eine neue Kita mitten im geplanten Gewerbegebiet Wallau Ost III. Ein bunter Strauß, der modern klingt, aber vor allem neue Prüfaufträge erzeugt – während die Verwaltung ohnehin am Limit arbeitet.
Die FWG widmet sich ebenfalls dem Thema Mobilität, allerdings motorisiert: Mehr Stellplätze für Motorräder sollen her. Zudem sollen künftig Hunde mit auf den Friedhof dürfen: Tröstlich sei es, „alle geliebten ,Familienmitglieder’ dabei zu haben“ – dafür sollte die Friedhofssatzung geändert werden.
Neu entdeckt haben FDP und FWG außerdem das Thema Sicherheit. Die FDP spricht von immer häufigeren tätlichen Übergriffen und fordert KI-gestützte Videoüberwachung an den Bahnhöfen. Die FWG konzentriert sich auf Lorsbach, wo ihr Vorsitzender wohnt, und möchte die „weitere Verwahrlosung“ des Bahnhofs per Kamera verhindern – inklusive möglicher Eingriffe des Stellwerkspersonals bei Straftaten.
Bemerkenswert ist auch ein Antrag der CDU. Für den SV 09 Hofheim fordert sie eine komplett neue Sportanlage, nachdem ein Gutachten den Kunstrasen als „Totalschaden“ einstuft. Nebenbei attestiert die Fraktion der bisherigen Stadtverwaltung Versäumnisse – obwohl diese sechs Jahre lang von einem CDU-Bürgermeister geführt wurde. Nun dürfe „keine weitere Zeit verloren werden“: neuer Kunstrasen, zweites Spielfeld, ein erneuertes Vereinsheim – die Christdemokraten hätten gerne das Komplettpaket.
Unterhaltsam dürfte die Sitzung dennoch kaum werden. Die Stadt steht finanziell so unter Druck wie selten zuvor, und viele Vorschläge lesen sich eher wie politischer Wahlkampf als wie realistische Projekte.
Wer trotzdem einen Blick hinter die Kulissen der Hofheimer Politik werfen möchte: Die Sitzung beginnt am Mittwoch, 10. Dezember, um 18 Uhr in der Stadthalle und ist öffentlich. Zuhörer sind herzlich willkommen.
Eine Woche später trifft sich das Stadtparlament erneut: Dann wird Bürgermeister Wilhelm Schultze seinen Entwurf für den Haushalt 2026 einbringen. Es wird die Stunde der Wahrheit: Wünschen darf man sich vieles – doch was kann sich Hofheim überhaupt noch leisten?


