Hofheimer Innenstadt: Parken soll deutlich teurer werden – absichtlich
In der Hofheimer Innenstadt könnte das Parken bald deutlich teurer werden. Und das ist ausdrücklich so gewollt: Wer sein Auto einfach irgendwo am Straßenrand abstellt, soll künftig so tief in die Tasche greifen müssen, dass das Parkhaus plötzlich attraktiv wirkt – weil’s dort billiger ist.
Noch ist nichts beschlossen, aber die Richtung ist klar. Die Idee stammt aus dem Arbeitskreis Innenstadt, der vor gut zwei Jahren auf Beschluss der Stadtverordneten ins Leben gerufen wurde. Vertreter der Parteien, Beiräte, Vereine und Organisationen – alle sind dabei. Nun sind es wieder die Stadtverordneten, die darüber entscheiden müssen, ob sie den Vorschlag ihres eigenen Arbeitskreises ernst nehmen – oder ihn ignorieren. Ganz nachvollziehbar wäre Letzteres wohl nicht.
Der Arbeitskreis tagt seit zwei Jahren und hat vier Sitzungen hinter sich. „Viel Gespräch, wenig Fortschritt“ titelten die Hofheim-News noch Anfang der Woche. Das wollte man offenbar nicht auf sich sitzen lassen – also liefert der Kreis jetzt ein erstes, greifbares Ergebnis: Die Parkgebühren sollen rauf. Spürbar.
Damit diese Empfehlung nicht nach Bauchgefühl klingt, ließ die Stadt im September einen ganzen Tag lang das Parkverhalten in der Innenstadt erfassen. Bei fünf Kontrollgängen zwischen 5 Uhr morgens und 19.30 Uhr abends wurden rund 1600 geparkte Autos gezählt – unterschieden nach Bewohnern, Besuchern, Kurzparkern und Dauerparkern. Davon waren:
- ca. 200 mit Bewohnerparkausweis
- 312 mit Parkschein
- 264 mit Parkscheibe
- ca. 80 mit Sonderausweis
- und 793 ganz ohne irgendetwas – also Schwarzparker.
Die Zahlen haben einige Unschärfen, in der Summe wird gleichwohl deutlich: Es gibt viele Kurzzeitparker, genügend Platz für Bewohner – und viel zu viele Autofahrer, die einfach nichts zahlen.
Die Überlegung war nun folgende: Wenn man die Kurzzeitparker – also Autofahrer, die einkaufen, einen Arzt aufsuchen oder Bekannte besuchen möchten – in die Parkhäuser Chinon-Center oder am Bahnhof bekommen könnte, verringert sich der Verkehr in der Innenstadt.
Und das ist der Plan: Die Preise für das Parken in den Straßen der Innenstadt sollen deutlich erhöht werden. Dann wird das Parkhaus – vielleicht – attraktiver.
„Kontrolldefizit“ – Hofheim lässt Schwarzparker gewähren
Das Wort fiel mehrfach: Kontrolldefizit. Wer sein Auto in der Kernstadt ohne Ticket abstellt, hat in Hofheim wenig zu befürchten. Früher gab’s, daran wurde erinnert, die legendäre „Rote Zora“, den Schrecken aller Parksünder.
Heute weiß jeder: Man kann’s riskieren – erwischt wird man kaum.

Annika Allendorf, die Leiterin des Ordnungsamts, schilderte das Problem in aller Offenheit: Die Stadtpolizei ist zwar inzwischen auf zwölf Planstellen angewachsen, wird aber ständig mit neuen Aufgaben belastet. Gleichzeitig liegt der Krankenstand hoch – einsatzfähig seien derzeit nur rund 50 Prozent des Teams. Kontrollen? Ja, aber viel zu wenige.
Erster Stadtrat Daniel Philipp kündigte an, in den anstehenden Haushaltsberatungen mehr Personal zu fordern. Aber ist dafür überhaupt noch Geld da? Das blieb offen. Einige zweifelten daran, die Stadtkasse sei schließlich völlig leer (nachzulesen hier).
Aber auch das ist klar: Wenn die Politik jetzt kneift, war die ganze Mühe des Arbeitskreises am Ende „für die Katz’“.
Trotz offener Fragen: Die Stimmung ist gut
Trotz aller Unsicherheiten überwog im Arbeitskreis die Erleichterung, endlich mit einer konkreten Empfehlung an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Verwaltung soll nun prüfen, wie stark die Gebühren tatsächlich steigen könnten – und dann nach einem Beschluss der Stadtverordneten ein Jahr lang testen, ob’s funktioniert.
Außerdem sollen künftig in der gesamten Innenstadt Parkgebühren fällig werden – also auch dort, wo Parken bislang gratis war. Neue Parkautomaten wären dafür nötig. Auch das kostet viel. Auch hier: Offen, ob sich die Stadt das noch leisten kann.
Ebenso beschlossen: Die Beschilderung zu den Parkhäusern soll verbessert werden. Und natürlich – ganz entscheidend – soll wieder konsequenter kontrolliert werden.
Was davon am Ende wirklich umgesetzt wird, hängt am Stadtparlament. Der Arbeitskreis hat geliefert.
Jetzt ist die Politik am Zug.
Quelle: HN/TR

