Wallau Ost III: Stadt könnte Millionen am neuen Gewerbegebiet verdienen

Wallau Ost III: Stadt könnte Millionen am neuen Gewerbegebiet verdienen

Seit Wochen wird in Hofheim über das geplante Gewerbegebiet Wallau Ost III diskutiert – in der Kommunalpolitik ebenso wie unter den Bürgerinnen und Bürgern, vor allem in Wallau und Diedenbergen. Nun hat der Magistrat erstmals konkrete Zahlen vorgelegt: Die stark strapazierte Stadtkasse könnte durch das Projekt spürbar entlastet werden – möglicherweise um einen siebenstelligen Betrag.

Zum Hintergrund: Die Lang & Cie. Real Estate AG, ein bundesweit tätiger Projektentwickler mit Sitz in Frankfurt, plant am Rande von Wallau den Bau einer Giga-Halle („Multi-Business-Hub“), genauer gesagt sollen es zwei Hallen werden. Vermietbare Fläche: 67.000 Quadratmetern – mehr als zehn Fußballfelder.

Das Vorhaben hat beträchtliche Dimensionen – und ebenso großes Konfliktpotenzial. Befürworter hoffen auf neue Arbeitsplätze, zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen und wirtschaftliche Impulse. Kritiker warnen vor steigendem Verkehrsaufkommen, weiterer Flächenversiegelung und dem Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen.

Das geplante Investitionsvolumen liegt laut Lang & Cie. bei rund 125 Millionen Euro. Lange war unklar, ob und in welchem Umfang die Stadt Hofheim davon finanziell profitieren könnte. Nun liegen erste Antworten vor.

Wallau
Auf dieser Panoramaaufnahme ist rechts das bestehende Gewerbegebiet Wallau zu erkennen. Links ist heute Ackerland: Dort soll das Gewerbegebiet Wallau Ost III entstehen.

Die CDU-Fraktion hatte sich im Verlauf der Debatten an den Magistrat gewandt: Sie wollte wissen, welchen finanziellen Nutzen Hofheim aus der Ausweisung des neuen Gewerbegebiets ziehen könnte. Konkret ging es um vier Punkte:

  1. Besitzt die Stadt Grundstücke im geplanten Areal – und falls ja, wie hoch wäre der Erlös bei einem Verkauf?
  2. Welche Einnahmen sind künftig durch die Grundsteuer zu erwarten?
  3. Wie viel Gewerbesteuer könnte das Projekt langfristig einbringen?
  4. Und schließlich: Welche Strategie verfolgt die Stadt, um die Ansiedlung zu steuern?

Diese Fragen hat der Magistrat nun schriftlich beantwortet.

Drei Flurstücke – ein potenzieller Millionenerlös

Demnach ist die Stadt Eigentümerin von drei Flurstücken mit einer Gesamtfläche von 14.612 Quadratmetern. Ihr Buchwert beträgt 305.927 Euro.

Der aktuelle Bodenrichtwert im bestehenden Gewerbegebiet Wallau liegt bei 190 Euro pro Quadratmeter. Würden die Flächen zu diesem Preis veräußert, könnte die Stadt einen Erlös von rund 2,78 Millionen Euro erzielen – ein Buchgewinn von etwa 2,47 Millionen Euro.

Diese Zahl ist zwar noch theoretisch, doch sie zeigt, dass bereits der Verkauf des städtischen Grundbesitzes ein deutliches Plus im Haushalt hinterlassen würde.

Grundsteuer: Nur grobe Schätzung möglich

Weit schwieriger ist laut Magistrat eine seriöse Einschätzung der künftigen Grundsteuereinnahmen. Vergleichbare Gewerbeflächen gebe es in Hofheim kaum. Unter Bezug auf ähnliche Objekte ließen sich die jährlichen Einnahmen auf etwa 140.000 Euro schätzen.

„Dies ist aber nur eine grobe Einschätzung“, heißt es in der Stellungnahme des Magistrats Wie hoch die tatsächliche Grundsteuer ausfallen werde, hänge stark von der späteren Nutzung, der Gebäudestruktur und der Bewertung nach Fertigstellung ab.

Gewerbesteuer: Viel Hoffnung, wenig Berechenbarkeit

Am meisten Spekulationen ranken sich um die Gewerbesteuer, die eine der wichtigsten Einnahmequellen für Kommunen ist. Vertreter von Lang & Cie. hatten der Stadt gegenüber in Aussicht gestellt, dass jährlich zwischen 600.000 und 1,2 Millionen Euro in die Stadtkasse fließen könnten. Solche Angaben seien jedoch „mit äußerster Vorsicht zu betrachten“, heißt es im Rathaus. Der Magistrat verweist denn auch darauf, dass die Höhe der Gewerbesteuer vom Gewinn eines Unternehmens abhängt – und dieser wiederum durch zahlreiche Faktoren beeinflusst wird.

„Erstmalige Investitionskosten verringern ebenso den Gewinn wie eventuelle Zerlegungen im Rahmen der Unternehmensstruktur“, heißt es in der Antwort des Magistrats. Mit anderen Worten: Sollte das Unternehmen seine Gewinne auf verschiedene Standorte verteilen oder zunächst hohe Investitionen abschreiben, könnte Hofheim deutlich weniger Einnahmen erhalten, als derzeit erhofft.

Stadt kann Einfluss nehmen – zumindest ein Stück weit

Neben den steuerlichen Fragen spielt auch die steuernde Rolle der Stadt eine wichtige Rolle. Um einen ausgewogenen Branchenmix zu erreichen oder bestimmte Nutzungen auszuschließen, kann Hofheim im Bebauungsplan entsprechende Vorgaben festlegen – etwa zu Gebäudehöhen, Grundstücksgrößen oder Branchenzugehörigkeit.

So könnte verhindert werden, dass sich ausschließlich Logistik- und Versandunternehmen ansiedeln, die hohe Verkehrsbelastung verursachen, aber wenig qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.

Wallau Ost III: Debatte geht weiter

Eine Entscheidung steht indes noch aus. Die Stadtverordneten dürften sich auch mit den neuen Zahlen schwer tun. Vor März nächsten Jahres ist ohnehin keine Entscheidung zu erwarten: Dann stehen Kommunalwahlen an, und keine Partei will riskieren, Wählerinnen und Wähler zu verprellen.

Trotzdem könnten die Befürworter des Hallenbaus bald Rückenwind bekommen: Der Haushaltsplan für 2026 steht bevor, und im Rathaus heißt es bereits jetzt, dass die Zahlen „grausam“ werden. Die Stadtkasse ist tief im Minus, ein Millionenloch klafft. Da käme die Millioneneinnahme aus dem Verkauf der Grundstücke in Wallau Ost II wie gerufen – ein mögliches Rettungsboot für das umstrittene Projekt.

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