Gesund mit Felix (4): Wenn der Körper morgens nicht in Gang kommt – was dahintersteckt

Die Gesundheitskolumne von Felix Kammerlander (Folge 4)

Kennst du das Gefühl, morgens aufzuwachen und dich zu fühlen, als wärst du eingerostet? Die ersten Schritte sind zäh, die Schultern unbeweglich, der Rücken fühlt sich an wie Beton. Nach ein paar Minuten Bewegung wird es meist besser – aber warum eigentlich? Und was kannst du auf Dauer tun, damit dein Körper morgens leichter in Gang kommt?

Körper

Morgendliche Steifigkeit ist kein Zeichen von „Alter“ oder Schwäche, sondern ein ganz natürlicher körperlicher Zustand. Während du schläfst, bewegt sich dein Körper deutlich weniger als tagsüber. Muskeln, Sehnen und Gelenke werden dadurch über mehrere Stunden kaum beansprucht. Die Gelenksflüssigkeit, die tagsüber für reibungslose Bewegungen sorgt, verteilt sich im Ruhezustand weniger gleichmäßig.

Zusätzlich kann sich über Nacht eine erhöhte Muskelspannung zeigen, die durch dauerhafte Überlastungen selbst in Ruhe vorhanden ist. Das Ergebnis: Du fühlst dich beim Aufstehen steif, unbeweglich oder sogar leicht schmerzempfindlich.

Häufige Verstärker

Einige Faktoren können das morgendliche Steifigkeitsgefühl zusätzlich verstärken:

  • Bewegungsmangel: Wer sich tagsüber wenig bewegt, hat nachts oft ein stärkeres Spannungsgefühl.
  • Einseitige Überlastung: Langes Sitzen, Bildschirmarbeit oder einseitige Haltungen können zu muskulären Dysbalancen führen.
  • Kälte oder Zugluft: Kalte Räume oder offene Fenster können den Muskeltonus und die Durchblutung beeinflussen.
  • Stress: Auch psychische Anspannung kann sich über erhöhte Muskelspannung körperlich bemerkbar machen.

Der Körper braucht morgens „Anlaufzeit“

Viele Menschen spüren, dass die Beschwerden nach ein paar Minuten Bewegung nachlassen. Das liegt daran, dass sich dein Körper wieder „einschaltet“:

  • Die Gelenkflüssigkeit verteilt sich durch Bewegung gleichmäßig,
  • die Muskeln werden besser durchblutet und in ihrer Spannung ausgeglichen,
  • das Nervensystem schaltet von Ruhe- auf Aktivitätsmodus um.

Diesen natürlichen Prozess kannst du mit einfachen Gewohnheiten gezielt unterstützen.

Was du mittelfristig tun kannst

1. Sanfte Bewegung direkt nach dem Aufstehen

Starte den Tag nicht abrupt, sondern nimm dir fünf Minuten für leichte Mobilisation:

  • Arme und Schultern langsam kreisen,
  • Füße und Sprunggelenke durchbewegen,
  • sanfte Drehbewegungen für Wirbelsäule und Becken.

Wichtig: keine Dehnung im Schmerzbereich, sondern fließende, rhythmische Bewegungen, um die Durchblutung zu aktivieren.

2. Tagsüber Bewegung einbauen

Morgendliche Steifigkeit ist oft ein Hinweis darauf, dass dem Körper insgesamt Bewegung fehlt. Versuche daher, im Laufe des Tages regelmäßig aufzustehen, dich zu dehnen oder kurz zu gehen.

Schon zwei bis drei Bewegungspausen à fünf Minuten können den Kreislauf und die Gelenke spürbar entlasten.

Nutze das speziell für den Bereich, der dir morgens die meisten Beschwerden bereitet. 

  • Bei steifen Sprunggelenken – Füße kreisen
  • Bei steifen Schultern – Arme/Schultern kreisen
  • Bei steifer Lendenwirbelsäule – beugen, strecken, drehen und zu den Seiten neigen
Im Allgemeinen: Bewege den oder die Problembereiche tagsüber ohne Belastung durch.
3. Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung

Wer häufig angespannt ist, spürt morgens oft noch die „Reste“ dieser inneren Spannung.

Atemübungen, Yoga oder kurze Dehnroutinen vor dem Schlafengehen können helfen, den Muskeltonus zu senken und den Körper entspannter in die Nacht zu schicken.

4. Wärme nutzen

Wärme fördert die Durchblutung und hilft, verspannte Muskeln zu lockern. Eine warme Dusche am Morgen, ein Körnerkissen im Rücken oder ein warmes Getränk können schon reichen, um den Start zu erleichtern.

5. Schlafumgebung prüfen

Zu weiche oder zu harte Matratzen, alte Kopfkissen oder ein ungünstiger Lattenrost können dazu führen, dass der Körper nachts in Fehlhaltungen liegt. Es lohnt sich, die Liegeposition und Schlafunterlage regelmäßig zu hinterfragen – besonders wenn sich Steifigkeit immer an denselben Stellen zeigt.

6. Langfristig denken: Regelmäßige Bewegung als Basis

Langfristig gesehen ist regelmäßige, vielseitige Bewegung die beste Vorbeugung gegen morgendliche Steifigkeit.

Egal, ob man spazieren geht, Rad fährt, schwimmt oder sanfte Gymnastik macht – Bewegung hält die Muskeln und Gelenke geschmeidig. Entscheidend ist dabei nicht die Intensität, sondern die Regelmäßigkeit.

Wann du genauer hinschauen solltest

In den meisten Fällen ist morgendliche Steifigkeit harmlos und verschwindet nach wenigen Minuten. Hält sie jedoch länger an, verschlimmert sie sich oder geht mit Schwellungen und Schmerzen einher, sollte dies medizinisch abgeklärt werden. In seltenen Fällen können entzündliche oder rheumatische Prozesse die Ursache sein.

Meistens ist morgendliche Steifigkeit jedoch kein Zeichen einer Erkrankung, sondern die Folge von Inaktivität, Anspannung oder einer ungünstigen Haltung.

Mit sanfter Bewegung, regelmäßiger Aktivität und kleinen Anpassungen deiner Schlaf- und Alltagsgewohnheiten kannst du deinen Körper dabei unterstützen, morgens schneller „in Schwung“ zu kommen. Oft genügt schon etwas Aufmerksamkeit, um diesen zähen Start in den Tag dauerhaft deutlich zu erleichtern.

© Felix Kammerlander / Praxis Angewandte Osteopathie

Der Autor

Felix Kammerlander hat Osteopathie studiert und betreibt seit acht Jahren die Praxis Angewandte Osteopathie in Marxheim. Ab sofort erscheint hier regelmäßig seine Kolumne „Gesund mit Felix” mit Gesundheitsinformationen und präventiven Tipps - eine verlässliche Anlaufstelle für Ratschläge zur Vorbeugung, Schmerzbewältigung und für einen ausbalancierten Körper. Viel Freude beim Lesen und Ausprobieren neuer Wege zu mehr Wohlbefinden!

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