Inklusionsbeirat: Barrierefreier Bahnsteig 1 ist überflüssig

Im Zuge der Sanierung des Innenstadtrings will die Stadt auch den Vorplatz des Bahnhofes umbauen. Neben einer Verbreiterung der Busspur ist ein barrierefreier Zugang zum Bahnhofsgebäude geplant. Dazu hat Bernd Hausmann, früherer Stadtverordneter der Linken und heute Mitglied des Inklusionsbeirats, folgende Presseerklärung veröffentlicht:
Man kann’s auch übertreiben: Der Bahnsteig 1 des Hofheimer Bahnhofs ist der einzige Bahnsteig, der jetzt schon über zwei rollstuhlgerechte Zugänge verfügt: Einen Aufzug am östlichen Ende des Bahnhofgebäudes und eine Rampe am westlichen Ende. Nunmehr soll er – so plant es der Magistrat – noch einen dritten bekommen: Eine Rampe mitten vor dem Bahnhofsgebäude.
Einziger Nachteil dieser Planung: Keiner muss zum Bahnsteig 1.
Die regulären S- und Regionalbahnen halten allesamt am Bahnsteig 2 und 3. Der Bahnsteig 1 wird nur in Ausnahmefällen aus betrieblichen Gründen angefahren, und die Schalterhalle im Bahnhofsgebäude ist schon lange nicht mehr besetzt: Der Schalter der DB ist für immer geschlossen, und die MTV ist umgezogen. Weder den Kernstädtern noch den Marxheimern nützt die geplante Rampe: Sie haben einfacher zu erreichende Alternativen.
Die Bushaltestelle vor dem Bahnhof ist lediglich eine Ausstiegshaltestelle nur für den Stadtbus. Rollstuhlfahrer können eine Haltestelle weiter fahren bis zum ZOB: Alle Bahnsteige lassen sich von der Unterführung aus bequem erreichen. Kein Rolli-Fahrer muss vor das Bahnhofsgebäude. Wie auch? Ein dritter barrierefreier Zugang zu diesem Bahnsteig 1, an dem praktisch kein Zug hält, ist völlig überflüssig.
Eine solche völlig überflüssige Investition würde sich noch nicht mal das reiche Eschborn leisten. Doch Hofheim ist nicht Eschborn:
Für 2024 hatte der Kämmerer einen fast ausgeglichenen Haushalt vorgelegt. Die Realität sieht nunmehr ganz anders aus als dieser schöne Plan: 7 Millionen Euro Miese hat die Stadt Hofheim 2024 gemacht – trotz höherer Steuereinnahmen als veranschlagt. Damit sind alle Rücklagen aufgebraucht. Mit einem Defizit von 8 bis 9 Millionen rechnet der Kämmerer für 2025 (statt des geplanten 1,1-Millionen-Überschusses). Ein schönes Geschenk zum Amtsantritt des neuen Bürgermeisters.
Klar, den Bau dieses überflüssigen barrierefreien Bahnhofzugang sofort zu stoppen: Das reicht sicher nicht zur Haushaltssanierung. Aber es verhindert wenigstens, dass Hofheim zum Fall für das „Schwarzbuch“ des Steuerzahlerbundes wird.